Ein unerwartet klares Ergebnis und ein unerwartet dominantes Spiel zeigte der SSV Merten in der gestrigen Abendbegegnung gegen den Tabellennachbarn aus Endenich. Die Hausherren ignorierten die sonst übliche „Abtastphase“, in den Spielen vorher nicht selten bis zum Schlusspfiff praktiziert, und legten gleich los wie die Feuerwehr. Endenich wirkte überrascht, in der Abwehr herrschte Konfusion. Gaspard Fehlinger nutzte das gleich bei einem der ersten Angriffe und erzielte mit sehenswertem Distanzschuss die Führung (3.); er hatte blitzschnell realisiert, dass der Endenicher Keeper etwas weit vor dem Tor stand. Der SSV Merten setzte nach, spielte weiter forsch nach vorne, Endenich bekam keine Gelegenheit zum Luft holen. Und die Bemühungen der Mertener wurden schnell belohnt. Der umsichtige, ja tadellose Schiedsrichter mit seinen Assistenten hatten bei einem Endenicher Foul im Mittelfeld „auf Vorteil“ erkannt, Merten blieb in Ballbesitz und das schnelle Angriffsspiel fand die Endenicher Abwehr erneut in Unordnung vor; Norman Wermes, seit vielen Wochen Verletzungspause endlich wieder in der Startelf, schloss eine konsequente Kombination mit dem 2:0 ab. Man zählte gerade die 8. Minute, ungläubiges Staunen in der MerKur-Arena, was geht denn hier ab?? Und dann fast das 3:0, doch der Mertener Angriffsspieler trifft das leere Tor nicht. Eine der ganz wenigen kritikfähigen Szenen, allenfalls der Überraschungseffekt kann als Entschuldigung vorgebracht werden. Das Spiel wäre nach 15 Minuten entschieden gewesen.
So blieb die Restunsicherheit beim Mertener Publikum, kommt Endenich noch mal auf und dreht das Spiel, oder zieht das eigene Team das Ding durch. Letzteres trat ein; Merten spielte zwar bis zur Pause nicht mehr ganz so zielstrebig nach vorne, hatte aber jederzeit alles im Griff. Endenich hatte keine einzige Torchance in Halbzeit eins, zaghaft vorgetragene Offensivbemühungen wurden von der Mertener Defensive im Keim erstickt, oder man lief ins Abseits. Und so hatte die 2:0 Führung zur Halbzeit weiter Gültigkeit.
Endenich kam mit entschlossenem Blick aus der Kabine, doch der SSV trieb ihnen gleich wieder die Tränen in die Augen. Denn genauso entschlossen wie in der ersten Hälfte übernahm die Schmickler-Elf die Geschicke in die eigene Hand. Ein konsequentes Pressing tief in der Endenicher Hälfte endete mit Ballgewinn auf der linken Angriffsseite. Die Endenicher Hintermannschaft, in der Vorwärtsbewegung, bekam den Richtungswechsel nicht schnell genug mit, und so konnte die Mertener Sturmlinie die Kombination wieder sauber zu Ende spielen, Norman Wermes besorgte mit seinem zweiten Treffer an diesem Abend das beruhigende 3:0; die 2. Halbzeit war mal eben acht Minuten alt. Und es ging weiter so, Merten spielte und kombinierte nach Belieben, und zwar nicht nur bis vors Tor, sondern auch der letzte Pass und Schuss saßen, wieder 8 Minuten später das 4:0, erneut war Norman Wermes der Schütze.
Danach gleiches Bild wie in den ersten 45 Minuten, Merten kontrollierte das Spiel, Endenich spielte jetzt im Mittelfeld gefällig mit, aber Torchancen für die Gäste gab es allenfalls bei zwei/drei Freistößen; sie blieben ungenutzt. Merten setzte mehr auf Konter, die aber immer gefährlich waren. Und so konnte sich der eingewechselte Leonit Saliuki auch noch in die Torschützenliste eintragen und erzielt in der 72. Minute das Tor zum 5:0 Endstand.
Was fängt man nun mit so einem Spiel und so einem Ergebnis an? Klar, nach dem Grottenkick gegen Wachtberg war nicht zu erwarten, dass die Mannschaft den Schalter so schnell umlegen kann. Andererseits aber auch nicht überraschend, weil es nicht nur die Insider wissen, dass die Mannschaft das „drauf hat“ und sich eigentlich nur selbst im Weg stehen kann. Man hatte das Gefühl, als wenn die Mannschaft es selbst merkt; wir sind die Herren im Hause, wenn wir unser Leistungsvermögen nur halbwegs abrufen und selbstbewusst auftreten, geht es nicht mehr nur um „mithalten“, sondern um „dominieren“. Und das muss sich in den Köpfen festsetzen. Die Liga ist so ausgeglichen, da geht keiner vorne weg, am Ende steigt der auf, der konstant seine Leistung bringt. Und wenn der SSV Merten sein Leistungsvermögen abruft, ist er dabei. Die einfachen Dinge zählen, hinten dicht und vorne die Chancen verwerten, dem Gegner physisch und geistig voraus sein. Kein taktisches Geplänkel „zwischen den Linien“ oder im Halbfeld die „Balance“ suchen. Dem Gegner einen Schritt voraus sein, im wahrsten Sinne vom Kopf bis zum Fuß, wie man gestern gesehen hat, das funktioniert.
Aber jetzt zählen natürlich auch für die nächsten Spiele und vor allem das in Spich am Sonntag die einfachen und alten Fußballweisheiten; dazu gehört: ein Sieg, er mag noch so schön sein, verliert schnell an Glanz, wenn das nächste Spiel verloren wird. Die Mannschaft tut sich selbst den größten Gefallen, wenn sie den Glanz weiter poliert. Das Spiel gestern motiviert, aber auch die Erinnerung an letztes Jahr sollte da sein. Da haben wir in Spich ein tolles Spiel gemacht, nur vergessen, dass es über 90, manchmal auch über 95 Minuten geht; und in den letzten Sekunden eine sichere 2:0 Führung verspielt. Das muss nicht wiederholt werden!!, freuen wir uns auf Spich.